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Ein paar Worte zur Zäumung und den Zügelhilfen
Beim Stichwort „Rinderarbeit“ hat jeder – Reiter und auch Nichtreiter – bestimmte Bilder im Kopf: zum Beispiel dieses vom Lasso schwingenden Cowboy während eines Roundups. Das sind jedoch wie in der ganzen Westernreitausbildung – ob es die einhändige Zügelführung mit den entsprechenden Gebissen ist oder die rasanten Manöver – alles Merkmale eines fertig ausgebildeten Pferdes. Anfangs – oder auch bei Korrekturen – benötige ich eine Zäumung, mit der ich mein Pferd sehr gut stellen kann. Möglichst natürlich mit einer Wassertrense, eventuell mit einem „shanks-snaffle“ oder mit einem „Billy Allen“. Je kürzer die Anzüge, desto besser eignet sich die Zäumung für das Training. Zu lange Anzüge haben eine zu starke Hebelwirkung, leider gibt es wenige Zäumungen mit kurzen Anzügen, aber es gibt sie! Bei einigen Pferden allerdings ist es sinnvoll, mit Anzügen zu reiten, da die Zügelhilfe nicht nur aufs Maul, sondern auch auf den Kinnriemen und übers Genick geht. Während der Anfangszeit der Rinderarbeit bzw. in einzelnen Trainingsphasen wird mit einem Snaffle Bit oder sogar mit dem kurzen Shank Snaffle bzw. dem „Billy Allen“ beidhändig geritten. Dabei „zieht“ der Reiter niemals gleichzeitig an den Zügeln, die Zügelhilfen sollten als „Hilfen“ verstanden werden. Es gibt Pferde, die sehr sensibel im Maul sind und eine gleichzeitige Annahme beider Zügel wird erst später vom Pferd verstanden.
Anfangs sind viele Zügelhilfen notwendig, um dem Pferd zu zeigen, wie es sich zu bewegen hat. In so einem Fall kann man auf eine gebisslose Zäumung, etwa ein Sidepull, ausweichen. Bitte kein Bosal benutzen, da hier die seitwärts gerichtete Zügelhilfe nicht ohne Verdrehen des Pferdekopfes möglich ist; denn bei dieser Zäumung sind die Zügel unter dem Pferdekopf zusammengeknotet. Jedoch kann ich mit dem Sidepull genauso gut anhalten, dafür aber die Nase mit den seitlich angebrachten Zügeln herumführen, um dem Pferd zu helfen, die gewünschten Bewegungen und die Richtung zu finden. Es muss lernen, Nase, Hals und dann erst die Schulter in die Bewegungsrichtung zu nehmen. Dazu bedarf es vielleicht einer weiteren Erklärung:
Rinderarbeit ist im Training meist Rückwärtsarbeit. So wird dem Übereifer des Pferdes etwas vorgebeugt. Wenn ich nicht genug Rückwärts in meinen Wendungen habe, treibe ich – ungewollt – das Rind zuviel, ich übe zuviel Druck aus. Dies ist nicht gut, da so das Rind zu schnell wird und das Pferd in eine schlechte Position kommt. Die Hinterhandwendungen werden also mit Rückwärtstendenz geritten. Das bedeutet, ich brauche mehr Zügelhilfe als gewohnt, um das Pferd rückwärts zu halten. Später, wenn das Pferd die Bewegungen gut kennt, kann ich zur einhändigen Zügelführung übergehen. Eine Steigerung innerhalb der einhändigen Zügelführung wäre das Romal, die Impulse erfolgen zeitgleich auf beiden Zügeln und ich kann so meinen Stopp in puncto Geradlinigkeit verfeinern. Voraussetzung in dieser Trainingsphase ist ein Pferd, das leicht in den Bewegungen ist und gut an den Hilfen steht.
Verschiedene Sättel und Sitzpositionen
Der Sitz ist bei der Rinderarbeit
sehr flexibel und abhängig von der
Situation und Zweck der Rinderarbeit. Der normale Westernsattel, ich gehe hier vom üblichen Sattel in
Europa aus, dem Reiningsattel, bietet
dem Reiter die Möglichkeit, „korrekt“
im Horsemanship-Sitz zu reiten. Dies
ist solange sicher der angemessene
Sitz, solange keine Geschwindigkeit
ins Spiel kommt, wie etwa bei einer
Ranchhorse-Riding. Es ist bei der
Rinderarbeit viel Sitzfreiheit nötig, da
so der Reiter am besten in der Balance
bleibt und den Bewegungen seines
Pferdes folgen kann, so sind Cut-
ting- und Ropingsättel sehr flach im
Sitz gehalten und bieten daher mehr
Bewegungsfreiheit, auch die Fender
der Steigbügel sind leichter nach vorne
zu bewegen. Im Working Cowhorse
werden oftmals Reiningsättel benutzt, da die Reiter vorher eine Reining-
Aufgabe zu reiten haben und gerne die
Passform des Reiningsattels für einen
guten Sitz nutzen. Der RHV-Reiter
bevorzugt den altbewährten Vaquero-
Style-Sattel mit großem breiten Horn, der viele Möglichkeiten hat, um etwas
zu befestigen, und meist mit breiten
Steigbügeln versehen ist. Der Horsemanship-Sitz wird wie
folgt verändert, um zum Beispiel einen
Cutting-Sitz daraus zu machen: Als
erstes werden die Steigbügel verkürzt; denn in der Rinderarbeit wird mehr
Gewicht in den Bügeln aufgenommen: beim Stopp, beim Rückwärtsrichten, beim Ropen (Vorbeugen des Reiters
bis hin zum leichten Sitz). Die Stiefel
werden bis zum Absatz in die Steig-
bügel geschoben, um ein Rutschen zu
verhindern. Der Fuß wird ausgedreht, bis die Fußspitze möglichst weit nach
außen zeigt, besonders bei Cutting-
Reitern, damit diese die Stabilität des
Fenderblattes ausnutzen können. Der
Absatz ist der tiefste Punkt wie beim
Horsemanship-Sitz auch. Der Cutter
setzt sich weit nach vorne in den Sattel
und nutzt die Fork (Vorderzwiesel)
aus, um, falls notwendig, mehr Halt
im Sattel zu bekommen. Die Unter-
schenkel werden im Stopp einiges
weiter vorne eingesetzt, im Idealfall
wird das Bein nach unten gedrückt, so dass der Reiter einen stabilen Sitz
findet und das Pferd nicht stört. Er
ist rund im Rücken, setzt sich auf die
Hosentaschen und hält in der Prüfung
die Hand am Horn. Hier gibt es drei
übliche Varianten: 1. Hand auf dem
Horn = wird gerne bei etwas breiteren
Hörnern gemacht und von Reitern
mit relativ kurzem Oberkörper, etwa
Jugendlichen, bevorzugt. So müssen
sie sich nicht ganz so rund im Rücken
machen. 2. Die offene Hand am Horn
ist gut fürs Training, hier lernt der
Reiter, nicht am Horn zu ziehen, sondern das Horn als Anhaltspunkt
für sein Gleichgewicht zu benutzen. 3. Und dann die sicher gängigste Art, nämlich das Horn mit der ganzen
Hand zu umschließen. In der Rinderarbeit ist kein Sitz vorge-
schrieben. Mein Tipp: Klären Sie mit
Ihrem Trainer, welches für Sie der bes-
te Sitz wäre. Ich habe Reiter gehabt, die mit sehr kurzen Bügeln angefangen
haben und später die Bügellänge Loch
für Loch verlängert haben. Individuell
ist auch die Sitzgröße: Je größer, je
besser, um so mehr Bewegungsfreiheit!
Mein Cutting- bzw. Ropingsattel ist
jeweils ein halbes Inch größer als der
Reining- oder der Horsemanshipsattel.
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